Die Ökoschule im Portrait

Die Landshuter Zeitung hat der Ökoschule eine sechsteilige Reihe gewidmet und die Schule, ihre Schüler und Ehemaligen vorgestellt. Wie sieht der Alltag an der Ökoschule aus? Woher kommen die Schüler? Und wodurch zeichnen sich kleine Betriebsgrößen aus? All diese Themen werden werden aufgegriffen.

Teil 1: Die Vielfalt der Landwirtschaft aufzeigen

Eine Schule sehr nah am Verbraucher

Bio und öko ist in aller Munde: Doch wie viel Know-how und Liebe zur Landwirtschaft steckt hinter ökologisch produzierten Nahrungsmitteln? Wie bereiten sich junge Landwirte darauf vor, die immer größer werdende Öko-Nische zu beliefern? Nach drei Jahren Berufsausbildung besuchen sie drei Semester die Fachschule für Agrarwirtschaft/ Fachrichtung Ökologischer Landbau in Landshut-Schönbrunn.
„Wir wollen eine nachhaltige Landwirtschaft mit Zukunft für unsere Landwirte“, macht Schulleiter Michael Lobinger deutlich.

Zusammen mit elf weiteren Lehrern unterrichtet er aktuell rund 65 Studierende. Und die kommen aus ganz Deutschland an die Isar. "In Bayern gibt es nur zwei Schulen unserer Art, das spricht sich rum", meint Lobinger und verweist auf die praxisnahe Ausbildung mit ökologischem Lehrbetrieb, Landmaschinenschule und einem schuleigenen Versuchsfeld vor den Toren des Schulgeländes.
Die Ausbildungen greifen ineinander
1988 wurde die Schule in ihrer aktuellen Form gegründet. Beenden werden die Schüler ihre Schullaufbahn als „staatliche geprüfter Wirtschafter für ökologischen Landbau“ und als Landwirtschaftsmeister. „Hier greifen die Ausbildungen ineinander – das schätzen unsere Schüler sehr“, erläutert der Schulleiter, der seit 1999 am Landwirtschaftsamt Landshut tätig ist. Träger der Schule ist der Bezirk Niederbayern. „Das Schulpersonal wird vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Verfügung gestellt“, sagt Lobinger.
Jeden Oktober beginnt dabei ein neues Schuljahr und dauert in der Regel bis Ende März. „Dann beginnt die betriebliche Praxis, bevor wieder drei Schulwochen im Sommer folgen“, beschreibt Michael Lobinger den Mix aus Theorie und Praxis, denn: Rund 90 Prozent der Studierenden werden zuhause einmal den elterlichen Betrieb übernehmen – und wiederum rund 70 Prozent davon haben schon einen Bio-Betrieb. „Das heißt, unsere Studierenden wissen, worum es geht und sind hochmotiviert, schulische Inhalte auf ihren Betrieben anzuwenden – so lernt es sich leichter“, meint der Schulleiter und erinnert an die Abschlussarbeit, die jeder Schüler, anhand eines realen Betriebs schreiben muss.
Auch die Gesundheit der Landwirte im Fokus
Wichtige Themen neben den klassischen Unterrichtsstoffen sind so Vermarktung, Diversifizierung und Ab Hof-Vermarktung. „Dabei spielen auch Aspekte wie Gesundheit und 'Das bin ich mir wert' eine immer größere Rolle“, erklärt Lobinger. Er denkt dabei an die motivierten jungen Menschen, die sich auch mal eine Pause zum Verschnaufen gönnen müssen.
Jeder kennt an der Schule jeden, und genau das macht auch diesen familiären Charme in Schönbrunn aus. Der Zusammenhalt und die Unterstützung auch im außer-schulischen Bereich wird durch das Wohnheim – mit 40 Plätzen – noch verstärkt. „Während ihrer Schulzeit entwickelt sich ein funktionierendes Netzwerk zwischen den Schülern und Lehrern, das auch nach der Zeit in Schönbrunn noch rege genutzt wird“, fasst es Schulleiter Michael Lobinger zusammen.
Aus der Landshuter Zeitung vom 01.10.2022
"Während ihrer Schulzeit entwickelt sich ein funktionierendes Netzwerk zwischen den Schülern und Lehrern, das auch nach der Zeit in Schönbrunn noch rege genutzt wird", fasst es Schulleiter Michael Lobinger zusammen.

Aus der Landshuter Zeitung vom 01.10.2022

Teil 2: Ganz Deutschland in der „Ökoschule“

Aktuell besuchen 65 Studierende die Fachschule und das mit verschiedensten Profilen

"Unsere Schüler haben alle einen unterschiedlichen Hintergrund“, erzählt Michael Lobinger, Schulleiter der Ökoschule in Schönbrunn und ist darüber sichtlich erfreut. Gemeint ist damit nicht nur, von woher die Studierenden nach Schönbrunn kommen, sondern auch die Größe ihrer Betriebe zu Hause, die sich sowohl mit Ackerbau, Tierhaltung, aber auch mit Nischen-Themen wie Beerenanbau oder Imkerei beschäftigen. Man sieht auf den ersten Blick, es gibt vielfältige Wege in die Landwirtschaft und so besuchen auch immer wieder Schüler ohne elterlichen Betrieb die Landshuter „Traditionsschule“ mit ihrer fast 35-jährigen Geschichte. Dennoch vereint sie alle der ökologische Gedanke, er ist die Basis für ihre Ausbildung, in der Artenvielfalt und Biodiversität eine entscheidende Rolle spielen.
Ökologischer Landbau als gemeinsames Ziel
Es gibt Schüler, die von zu Hause aus beinahe die Schule sehen könnten, einige kamen und kommen aus benachbarten Bundesländern und von Zeit zu Zeit kommen auch „Weitgereiste“ nach Schönbrunn, wie Johann Korn, der auf der Ostseeinsel Rügen, im Norden von Mecklenburg-Vorpommern zu Hause ist. Er wollte „natürlich gezielt auf eine ökologische Fachschule“, erzählt der 26-Jährige, der von einem kleinen Bio-Betrieb kommt, wo schwerpunktmäßig Ölfrüchte angebaut werden und zu dem auch eine Bioland-Imkerei gehört. „Ich habe mich schon eingehend damit beschäftigt, welche Schule ich besuchen möchte“, erklärt Korn.
Dann sei die Wahl auf Landshut gefallen, weil ihn das breite Profil der Schule, das auch Waldbau, Obst- und Gemüsebau umfasst, überzeugt habe. „Es sind herausfordernde Zeiten und die Schule stattet einen hierfür mit einem vielseitigen Wissen aus“, erklärt er dann und es wird schnell klar, dass eine zukunfts- und werteorientierte Ausbildung heute wichtiger denn je ist. Bereut hat er seine Entscheidung, für eineinhalb Jahre nach Landshut zu ziehen, nicht. Der große Versuchsbereich der Schule, die duale Ausbildung, all das hebt er hervor, wenn er von „seiner“ Schule spricht. Auch der Zusammenhalt unter den Schülern, die zum Großteil im Wohnheim in direkter Nachbarschaft zur Schule wohnen, sei etwas Besonderes.
„Es sind herausfordernde Zeiten und die Schule stattet einen hierfür mit einem vielseitigen Wissen aus“, erklärt Johann Korn.

Kleine Betriebsgrößen brauchen Innovationen
Positiv überrascht hat ihn, dass es in Bayern so viele kleine Familienbetriebe gibt, die nah am Verbraucher sind. Zu Hause auf Rügen setzt seine Familie auch stark auf den Direktvertrieb, denn insbesondere bei kleinen Betriebsgrößen braucht es natürlich Innovationen und neue Ansätze.
Lösungen für derartige praktische Projekte konzipieren und berechnen die Schüler der Ökoschule im Rahmen ihrer praxisorientierten Meisterhausarbeit. Hier kann es zum Beispiel allgemein um die Planung der Umstellung „auf Bio“ gehen, denn nicht nur Bio-Landwirte besuchen die Ökoschule. Auch die Intensivierung der Direktvermarktung oder neue Anbauformen sind mögliche Themen für die Meisterhausarbeit. Dazu wird jeder Schüler auf seinem Heimat- oder Ausbildungsbetrieb von der betreuenden Lehrkraft besucht, um die Projekte zu begleiten oder Versuche anzupassen – unabhängig davon, ob die Reise auf den Hofberg oder nach Rügen geht.
Aus der Landshuter Zeitung vom 08.10.2022

Teil 3: Kreativ für den ökologischen Landbau

Die Ökoschule eröffnet insbesondere kleinen Betrieben interessante Perspektiven

Nicht „Wachstum um jeden Preis“ steht auf dem Stundenplan der Ökoschule, sondern Fächer wie Diversifizierung und Direktvermarktung. „Es geht darum, die Betriebe ganzheitlich zu betrachten und fit für die Zukunft zu machen“, erklärt Schulleiter Michael Lobinger. Dabei ist es wichtig, die Schüler dafür zu sensibilisieren, nicht durch immer größer werdende Betriebe „in die Arbeitsfalle zu tappen“, sondern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sich auch kleinere Betriebe weiterentwickeln und damit ihre Existenz dauerhaft sichern können.
An der Schule sind Studierende aus Betrieben aller Größenklassen anzutreffen und insbesondere bei kleinen Flächen und Tierbeständen ist in Zukunft Kreativität gefragt. „Die Leute kommen von überall her, die hätte man sonst nie kennengelernt“, freut sich Andrea Drexler, die nach einer Ausbildung als Elektronikerin die Schule besucht, um den elterlichen Naturland-Betrieb mit 30 Milchkühen weiterzuführen. Genau diese bunte Mischung ist ein Erfolgsgeheimnis der Ökoschule, denn so können kreative Ideen entstehen.
„Die Leute kommen von überall her, die hätte man sonst nie kennengelernt“, freut sich Andrea Drexler.

Andrea Drexler ist gerne „ihr eigener Chef“, aber unabhängig arbeiten lässt es sich nur, wenn man Risiken streut und neue Geschäftsfelder erschließt. Das Handwerkszeug dafür, das Erkennen von Stärken und Schwächen im Betrieb, das Bewerten von Chancen und Risiken, erhalten die Studierenden zum Beispiel im Fach „Diversifizierung und Direktvermarktung“.
Zukunftsfähigkeit auf unterschiedlichen Wegen
Fachlehrkraft Dr. Franziska Müller-Waldeck ist beeindruckt, wie genau viele der angehenden Betriebsleiter schon wissen, in welche Richtung sie ihre Betriebe entwickeln wollen. „Häufig geht es eher darum, eine Idee zu verfestigen oder zu bewerten, die in vielen Fällen schon in Planung ist.“ Ihre Aufgabe ist es, einen Rundumblick zu vermitteln, denn es gibt viele Möglichkeiten, um Zusatzeinkommen zu generieren und das so genannte zweite oder dritte „Standbein“ zu schaffen.
So übernehmen mittlerweile immer mehr Landwirte Landschaftspflege-Aufträge von Kommunen und fördern dadurch die Biodiversität auf öffentlichen Flächen – das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich, denn so können teure Maschinen auf den eigenen Flächen wie auch zur Auftragsarbeit eingesetzt werden. Einige Betriebe setzen auf Urlaub auf dem Bauernhof, andere auf Pensionspferdehaltung, soziale Landwirtschaft oder die Produktion von Nischenprodukten wie regionaler Hafermilch oder Tofu.
Gerade deshalb ist es so wichtig, den Überblick zu behalten, über die Themen selbst, die Fördermittel aber auch die Vorschriften bezüglich Hygiene und vor allem die eigene Arbeitskapazität. Externe Referenten berichten dazu regelmäßig aus der Praxis und eröffnen insbesondere für kleine Betriebe interessante Perspektiven.
„Man muss eine Nische finden, um die Wertschöpfung zu erhöhen, nur so bleibt auch ein kleiner Betrieb zukunftsfähig“, dessen ist sich auch Andrea Drexler bewusst. Sie denkt deshalb über einen Einstieg in die Direktvermarktung nach. Auf die Frage, was ihr in ihrem Beruf wichtig ist, antwortet die 24-Jährige: „Es war immer klar, wenn ich den Betrieb weitermache, dann ökologisch. Draußen sein, selber planen, was Neues ausprobieren, das macht einen glücklich.“
„Man muss eine Nische finden, um die Wertschöpfung zu erhöhen, nur so bleibt auch ein kleiner Betrieb zukunftsfähig“, dessen ist sich auch Andrea Drexler bewusst.

Aus der Landshuter Zeitung vom 15.10.2022

Teil 4: Mit Bio ganz nah am Verbraucher

Vermarktung ökologisch produzierter Lebensmittel als Lehrinhalt an der Ökoschule

Vermarktung ist eines zentrales Thema für ökologisch wirtschaftende Betriebe. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Produkte müssen ihren Weg zum Verbraucher finden, Absatzmengen müssen langfristig gesichert sein, Gewinne müssen erwirtschaftet werden. Doch das Thema hat gerade im ökologischen Landbau einen persönlichen Aspekt, der auf vielen Betrieben mit einladenden Schildern beworben wird: Hofläden, Milchtankstellen und unterschiedlichste Ideen zur Diversifizierung sind charakteristisch für viele Bio-Betriebe, die dadurch einen direkten Kontakt zu ihren Endkunden haben.
Verbraucher treffen Entscheidungen
„Der Verbraucher bestimmt mit seiner Kaufentscheidung die Art wie produziert wird“, erklärt Schulleiter Michael Lobinger und macht deutlich, welche Effekte mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln verbunden sind: Die Förderung von Biodiversität und Artenvielfalt, Ressourcenschonung und der Verzicht auf Gentechnik sowie künstliche Düngemittel – all das kaufen Verbraucher gewissermaßen mit, wenn Sie sich für ökologisch produzierte Produkte entscheiden.
„Der Verbraucher bestimmt mit seiner Kaufentscheidung die Art wie produziert wird“, erklärt Schulleiter Michael Lobinger.

Die Landshuter Schule tut viel dafür, um die Studierenden mit dem nötigen Wissen rund um den Absatzmarkt auszustatten, damit sie die Verbraucher für „ihr Thema“ gewinnen können. Angefangen von praxisorientierten Seminaren zum Brotbacken oder zur Käseherstellung über die Vermittlung der Theorie zum Thema Marketing bis hin zum Überblick über die zur Verfügung stehenden Fördermittel geht es immer wieder darum, den Verbrauchern die hochwertigen Produkte „schmackhaft zu machen“. „Teilweise hat sich unsere Kundschaft schon geändert“, berichtet Andreas Brenner, Studierender im Semester 3A, dessen Familie ihren Betrieb in Baden-Württemberg nach Bioland-Richtlinien bewirtschaftet.
Beurteilen kann er das deshalb so gut, weil er die meisten Kunden kennt, die regelmäßig im Hofladen und am Verkaufsautomaten einkaufen. Viele von ihnen kommen seit vielen Jahren zu Familie Brenner, um Eier, Nudeln, Fleisch und Kartoffeln direkt auf dem Hof im schwäbischen Ellwangen zu beziehen.
Nach der Umstellung einige neue Kunden gewonnen
Durch die Umstellung auf Bio im Jahr 2017 hätten sich einige Kunden umorientiert, aber etliche neue seien aus Überzeugung dazugekommen, freut sich der 26-Jährige, der den Betrieb auch künftig im Vollerwerb bewirtschaften will. Die Haltung von Zuchtsauen ist das Kerngeschäft, wobei die Anzahl bei der Umstellung „auf Bio“ von 300 Tieren auf 175 gesunken ist.
Andreas Brenner ist überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, denn ihm gefällt die Arbeit mit weniger Tieren in einem offenen Stall deutlich besser und auch die Tiere fühlen sich wohl. Und dann sind da noch das Hühnermobil mit 220 Hühnern, der Ackerbau mit den Kartoffeln, der Hofladen und der Verkaufsautomat.
All das ist arbeitsintensiv und da verwundert es nicht, dass sich der junge Landwirt über die Schulzeiten an der Ökoschule freut – im Winter ist er nämlich hauptsächlich in der Schule, im Sommer dagegen bleibt Zeit für die Praxis und die vielen Aufgaben zu Hause. Einen Tipp möchte er aber allen angehenden Direktvermarktern geben: „Zum Ausprobieren am besten mit einem Selbstbedienungsregal starten, das ist weniger aufwändig und für den direkten Kontakt mit den Kunden bestens geeignet.“
„Zum Ausprobieren am besten mit einem Selbstbedienungsregal starten, das ist weniger aufwändig und für den direkten Kontakt mit den Kunden bestens geeignet.“ (Andreas Brenner)

Aus der Landshuter Zeitung vom 22.10.2022

Teil 5: Nach der Ökoschule in die Praxis

Für die Absolventen ergeben sich unterschiedlichste berufliche Möglichkeiten

Betriebsleiter, Fachlehrer oder beispielsweise Betreiber einer Hofmolkerei - „Nicht jeder hat so ein konkretes Thema“, schickt Franz Obereisenbuchner gleich voraus und erzählt dann von „seinem Thema“ – der Alztaler Hofmolkerei. Im Rahmen ihrer Fortbildung an der Landshuter Ökoschule schreiben alle Studierenden eine so genannte Meisterhausarbeit. Es geht darum, betriebliche Entwicklungsschritte zu kalkulieren, Potenziale zu analysieren und ein Projekt zu planen.
So ein Projekt ist die Alztaler Hofmolkerei, die sozusagen aus einer Meisterhausarbeit entstanden ist. „Die Arbeit war fast vollständig mein Businessplan, mit dem ich zur Bank gegangen bin, um die Finanzierung dieses komplett neuen Betriebszweigs zu sichern“, erklärt Obereisenbuchner, der sein Studium an der Ökoschule im Jahr 2008 abgeschlossen hat und nun auf seinem Betrieb in Garching an der Alz die Bio-Heumilch seiner eigenen 50 Kühe zu Butter, Joghurt und Käse verarbeitet.
Mit den Gegebenheiten arbeiten
„Unser Hof war schon immer ein Milchwirtschaftsbetrieb“, erklärt der 39-Jährige. „Die Alz war mal ein wilder Fluss und hat das Umland stark ausgeschwemmt, deshalb eignen sich unsere Flächen vorwiegend für Weidewirtschaft und weniger für Ackerbau.“
Während eines Praktikums in Baden-Württemberg hat Franz Obereisenbuchner die ökologische Landwirtschaft in der Praxis kennengelernt und die Neuausrichtung des eigenen Hofes anschließend mit seinem Vater vorangetrieben. Seit 2003 wird der Bauernhof in Hutlehen nun biologisch bewirtschaftet, silagefrei und nachhaltig.
„Butter ist das Filetstück der Milch. Für ein Kilo Butter brauchen wir 24 Liter Milch und es entstehen dabei 20 Liter Magermilch und zwei bis drei Liter Buttermilch“, erklärt der Meister im ökologischen Landbau, der auch Milchtechnologe beziehungsweise Molkereifachmann ist. Die komplette Verarbeitung der Milch ist ihm dabei besonders wichtig, möglichst natürlich und handwerklich. Deshalb gehören auch Molkedrinks, Ricotta und Graukäse zur Produktpalette des Familienbetriebs, denn hier kommt die Magermilch oder Molke zum Einsatz.
„Butter ist das Filetstück der Milch. Für ein Kilo Butter brauchen wir 24 Liter Milch und es entstehen dabei 20 Liter Magermilch und zwei bis drei Liter Buttermilch“, erklärt Franz Obereisenbuchner.

Netzwerk und Ideenschmiede
Den Kontakt zur Ökoschule hält Franz Obereisenbuchner weiterhin und erhält beispielsweise jedes Jahr Besuch von den Studierenden eines Jahrgangs. Darüber freut sich auch Schulleiter Michael Lobinger, denn „die vielen Besuche von Praxisbetrieben und der Austausch mit Lehrkräften und Mitschülern lassen neue Gedanken für die eigene betriebliche Entwicklung entstehen.“
„Die vielen Besuche von Praxisbetrieben und der Austausch mit Lehrkräften und Mitschülern lassen neue Gedanken für die eigene betriebliche Entwicklung entstehen.“ (Michael Lobinger)

Darüber hinaus lernen die Studierenden in der Schule aber auch Vertriebswege für den Absatz der hofeigenen Produkte kennen und es werden wertvolle Netzwerke geknüpft, denn auch die Alztaler Hofmolkerei kann trotz Hofladen und insgesamt neun wöchentlichen Markt-Terminen nicht alle Produkte direkt vermarkten.
Seinen späteren Kooperationspartner für den Verkauf seiner Waren im Bio-Einzelhandel hat er über die Schule kennengelernt. „Es ist einfach eine runde Sache und ich habe mich an der Schule immer recht wohlgefühlt“, so beschreibt er seine Zeit in Landshut. Mittlerweile bildet er auf seinem Betrieb auch angehende Landwirte aus und empfiehlt ihnen aus Überzeugung den Besuch der Ökoschule.
Aus der Landshuter Zeitung vom 29.10.2022

Teil 6: Netzwerke, Kooperationen und ein Team

Schulfamilie: Im Öko-Bereich gibt es nicht für jedes Thema eine Lösung „von der Stange“

Etwas amüsiert aber vor allem stolz berichtet Miriam Ostermaier, Semesterleiterin an der Landshuter Ökoschule, über den aktuellen Jahrgang. Insbesondere im Ökolandbau sind der Austausch unter den Studierenden und ein gutes Netzwerk sehr wichtig, da es beim Anbau verschiedener Kulturen immer viele Wege gibt und individuelle Gegebenheiten berücksichtigt werden müssen.
Da ist es wichtig, über den Tellerrand hinaus zu blicken, sich gegenseitig weiterzuhelfen und vom Praxiswissen der anderen zu profitieren. „Schmunzeln musste ich aber schon, als ich kürzlich erfahren habe, dass unter zwei Studierenden sogar ein echter Kuhhandel stattgefunden hat“, so Ostermaier. „Aber letztlich ist auch das ein Beleg dafür, dass es einen guten Zusammenhalt im Semester gibt und dass auch ein Vertrauensverhältnis besteht“, denn der Kauf einer Kuh will schließlich wohlüberlegt sein.
Wohnheim in direkter Nachbarschaft
Obwohl die Ökoschule im Moment die größten Jahrgänge in ihrer mehr als 30-jährigen Geschichte verzeichnet, sind knapp 70 Studierende eine überschaubare Anzahl und man kennt und hilft sich untereinander. „Dreh- und Angelpunkt ist seit jeher der Sozialraum im Wohnheim“, erklärt Andreas Lehner, der stellvertretender Schulleiter und seit gut zehn Jahren an der Schule tätig ist. „Es wird ein Netzwerk aufgebaut, das lange aufrechterhalten wird“, erklärt Lehner, der an der Schule schwerpunktmäßig für die Fächer Rechnungswesen sowie Betriebsführung und -entwicklung zuständig ist und berichtet von ehemaligen Schülern, die sich auch Jahre nach ihrem Abschluss noch gegenseitig mit Waren für ihre Hofläden in Vilsbiburg und Dachau beliefern.
„Es wird ein Netzwerk aufgebaut, das lange aufrechterhalten wird“, erklärt Andreas Lehner.

Das Wohnheim, in dem ein Großteil der angehenden Landwirtschaftsmeister während der Schulzeit lebt, befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Ökoschule auf dem Campus in Schönbrunn und wurde kürzlich vom Bezirk Niederbayern energetisch saniert und modernisiert. Es bietet aufgrund seiner umfangreichen Ausstattung mit einem Freizeitbereich, einer Turnhalle und natürlich dem Sozialraum ideale Kontaktmöglichkeiten für die Bewohner.
Gemeinsame Aktivitäten schweißen zusammen
Wer sich für die BAFÖG-fähige Weiterbildung an der Ökoschule entscheidet, darf auch auf dem heimischen Betrieb bzw. dem Ausbildungsbetrieb mit Besuch rechnen. Zum einen im Rahmen der Wirtschafterarbeit und dem Meisterarbeitsversuch durch die fachlichen Betreuer, aber auch durch die Jahrgangskollegen, die sich bei schulischen Lehrfahrten beispielsweise über Versuche ihrer Mitschüler informieren und viele praktische Tipps mitnehmen. Welche Saatgutmischungen eignen sich beim Zwischenfruchtanbau bei bestimmten Bodenverhältnissen? Welche Bodenbearbeitungsmaßnahmen sind erfolgversprechend?
Derartige Themen müssen sich die Studierenden nicht unbedingt selbst erarbeiten, sondern können hier auf das Wissen und die Erfahrung ihrer Klassenkameraden zurückgreifen. Ebenso stehen mehrtägige Exkursionen zu Betrieben auf dem Lehrplan, die soziale Landwirtschaft betreiben oder beispielsweise in der Bodensee-Region in Hofgemeinschaften biologisch- dynamisch wirtschaften.
Aus der Landshuter Zeitung vom 12.11.2022